Zweite Karakorumdurchquerung Juni 2012

Durch das Braldu-Tal über den Lupke-La zum Snow-Lake und Biafogletscher nach Askole.




Anfang Juni 2012 starten wir von Shimshal Dorf in Richtung Shuwert (4655m) zur Hochweide der Shimshalbauern. Wir, das sind Beat, Heidel und 14 Träger aus Shimshal. Gewöhnlich braucht man 3 Tage für diese zum Teil ausgesetzte Etappe bei guten Wetterverhältnissen. Da in Shuwert Anfang Juni noch niemand weilt bleiben wir in "Shujerav" (4370m) einer Alm kurz vor dem 4755m hohen Shimshalpass.

Am nächsten Morgen geht es dann über den Shimshalpass nach Shuwert und von dort hinunter ins Braldu-Tal zur Alm Chkor (3846m). In Chkor gehen ein paar Träger zurück, dafür nehmen wir für 2 Tage 3 Yaks mit. Yaks können sehr gut durch Flüsse waten und sogar schwimmen. Der Braldu ist Anfang/Mitte Juni noch nicht so tief und reissend, so dass wir uns gute Hoffnung machen ohne große Probleme hinüber auf die andere Flussseite zu kommen. 2010 bin ich hinter Chkor kläglich gescheitert, denn Mitte Juli war der breite Gletscherfluss so reissend, das wir absolut keine Chance hatten hinüber zu kommen. Diesmal musste es klappen.

Wir fanden eine geeignete Stelle und wateten teilweise hüfthoch durch das eiskalte Wasser durch den eiskalten, reissenden Braldu. Doch damit war der Weg frei ins obere Braldu-Tal. Das erste Camp auf der Ostseite des Braldu heisst Camp Helga (3880m) und liegt dort wo der Wesmfluss in den Braldu mündet. Ein karges Camp mitten in einer Steinwüste umrahmt von steilen, schroffen Felswänden.

Die nächsten 2 Tage gehen wir über den zerrissenen Braldugletscher immer höher und höher, schlafen an seiner Seitenmoräne und weiter oben auf blankem Eis. Links und rechts tauchen unbekannte Gipfel auf, zum Teil sicher über siebentausend Meter hoch. Am 3 Tag sehen wir erstmals den Taleinschnitt der zum 5624 m hohen Lupke-La Pass führt. Wir gehen inzwischen ausnahmslos am langen Seil auf griffigem Gletscherfirn. Sehr früh am Morgen noch bequem, man sinkt nicht ein, ab 8 Uhr wird es dann durch die enorme Sonneneistrahlung immer weicher und um 10 Uhr brechen die ersten Träger zum Teil bis zur Hüfte ein. Dann heißt es besser die Zelte aufbauen und bis zum nächsten Morgen warten, das Gehen wird zu mühsam.

Am 15. Juni erreichen wir gegen Mittag schließlich den Lupke-La Pass. Kurz ist es offen und wir sehen eine unbeschreibliche Eis- und Gletscherwelt um uns herum. Leider können wir den K-2 nicht sehen, da es wieder zu schneien anfängt. Das Wetter wird schlecht und wir sind gezwungen 2 Tage kurz unterhalb des Lupke-La zu warten. Weiter zu gehen bei schlechter Sicht (unter 50 Meter) wäre zu riskant. Nachts sinken die Temperaturen dann auf unter minus 20° und wir sind froh über einen warmen Expeditionsschlafsack.

Nach 2 Tagen reißt es endlich auf und wir sehen bis hinunter auf den gewaltigen Sim-Gang Gletscher. Ganz früh gehen wir eine spaltenzerrissene 40° steile Flanke herab, die auf den Gletscher leitet. Eis- und Schnee so weit das Auge schauen kann. Nicht umsonst wird der Zentrale Karakorum auch als der dritte Pol bezeichnet, denn nirgendwo auf unserer Erde ausserhalb der Polregionen gibt es so viel Gletschereis.

2 Tage überqueren wir den Simgang-Gletscher bis auf den legendären Snow-Lake, ein riesiges Schnee- und Eisbecken zwischen Sim-Gang- und Biafo-Gletscher, 4750 m hoch gelegen. Gewaltige Bergmassive säumen den Weg, herausragend der Ogre oder Baintha-Brakk mit 7285 m, aber auch die vielen "kleine Gipfel" zwischen 6000m und 7000m, zum größten Teil noch auf keiner Karte verzeichnet, sind beeindruckend. Ich habe in meinem Leben schon viele Berglandschaften gesehen, doch dieser Teil des Karakorums stellt alles bisherige in den Schatten.

Vom Snow-Lake gibt es nun die Möglichkeit über den Hispar-La nach Nagar und Hunza zu gehen, in 4-5 Tagen. Wir haben uns entschieden über den Biafo-Gletscher ins Braldo Tal hinunter zu gehen und dann weiter nach Askole.

Nach 24 Tagen sitzen wir alle wieder gesund und ohne nennenswerte Blessuren in Gilgit, auch unsere Träger, die für uns ungeheuerliches geleistet haben. Wir sind geschafft von der Anstrengung, der Kälte und der gleissenden Gletschersonne, doch auch überglücklich.

Für Heidel war es wohl ihre letzte große Tour und der absolute Höhepunkt ihres reichen "Trekkinglebens". Sie hat sich durch den Karakorum gekämpft - Respekt. Für Beat war es eine Herausforderung, die er super gemeistert hat und sicher sein Leben lang nicht vergessen wird.

Für mich war es etwas ganz besonderes. Meine Zweite große Durchquerung des Karakorumgebirges. Dies ist bisher noch niemandem gelungen. Die Trekkingexpedition von 2006 ist bisher nicht wiederholt worden. Zwei großartige Trekkingrouten in den Spuren von Francis Younhusband und Eric Shipton.

 

Einen Teil dieser Tour zeige ich in meiner Foto-Film-Show KARAKORUM


Erleben Sie eine neue Dimension der Vortragstechnik. Hochaufgelöstet Filmmaterial
kombiniert mit Standbildern, dazu live kommentiert und mit original pakistanischer
Musik untermalt. Ein Erlebnis wie im Kino, nur authentischer und lebendiger.

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